Noch immer greifen Bauherren bei Strassenbauprojekten bevorzugt auf Primärrohstoffe zurück. Dabei wären genügend Recyclingmischgüter für die Erneuerung und den Bau von Strasseninfrastrukturen aus Asphalt vorhanden. Die heutigen Technologien erbringen ausserdem die Anforderungen für die Qualitätsprodukte auch im Niedertemperaturverfahren. Die Deponien sind randvoll und neue Plätze schwer zu erhalten, weil die Akzeptanz dafür gering ist. Gleichzeitig wächst der Druck für das Vorantreiben von Massnahmen für einen schonungsvollen Umgang mit den Ressourcen und eine Reduktion der CO2-Emissionen. Eine Best Practice Guideline bietet demnächst Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von Strassenbauprojekten mit recycliertem Ausbauasphalt und dem Einsatz von Niedertemperaturasphalt. Im Rahmen der Studie wurden erhöhte minimale und maximale Recyclingasphalt-Anteile definiert, die in die laufende VSS-Normrevision einfliessen.
Erarbeitet wurde die Best Practice Guideline «Wiederverwendung Ausbauasphalt und Einsatz Niedertemperaturasphalt» von der Berner Fachhochschule unter der Feder von Prof. Dr. Nicolas Buche und Amandine Ziegelmeyer. Das Projekt hatte die Plattform «Kies für Generationen» in Auftrag gegeben – ein Zusammenschluss der Baudirektion des Kantons Zürich mit den Fachverbänden arv Baustoffrecycling Schweiz, den Zürcher Kies- und Betonproduzenten wie auch Vertretern aus der Baubranche und der Asphaltproduktion. Mit dem Zusammenschluss verfolgen die Akteure das gemeinsame Ziel, mineralische Rückbaustoffe als Bauprodukte im Wirtschaftskreislauf zu halten und wiederzuverwerten. Aktiv mit dabei war das Tiefbauamt der Stadt Zürich sowie acht Kantone: AG, BE, GE, LU, VD, VS, ZG, ZH.
Zweck der Guideline ist, eine technische und praxisorientierte Unterstützung anzubieten, damit in Zukunft mehr Asphaltbeläge aus Recyclingmischgütern und Niedertemperaturasphalt eingebaut werden. Der Studie zugrunde liegt eine Datensammlung, die auf Erfahrungsberichten aus der Praxis basiert. Die Recherche brachte viele Bauprojekte zum Vorschein, die in eigener Initiative von kommunalen wie auch kantonalen Bauherren geführt wurden. Die Guideline führt diese Beispiele auf und dokumentiert die daraus gezogenen Erfahrungen in Verwendungsempfehlungen für die verschiedenen Einsatzbereiche. Das Dokument soll kein Ersatz für bestehende Normen und Gesetze sein, sondern diese im Sinne der Praxisanwendung ergänzen. In erster Linie soll es als Unterstützung für die Planung und Umsetzung von Strassenbauprojekten dienen. Bauherren und Ingenieurbüros sowie Nichtspezialisten im Bereich des Recyclings und Niedertemperaturasphalts sind die Zielgruppe.
Als Kernstück kann die neue Empfehlung für Ausbauasphalt in Asphaltmischgütern angeschaut werden: Empfohlene minimale und maximale RAP-Anteile für die AC F-, AC T- und AC B-Schicht sowie für die AC EME und die Deckschicht wurden aus der umfangreichen Studie ermittelt und mit den verschiedenen Anspruchsgruppen plausibilisiert. Sie fliessen in die laufende VSS-Normrevision ein. Der minimale angegebene Ausbauasphaltanteil entspricht dem, was ein Bauherr von Asphaltproduzenten und Baufirmen im Bereich der Recyclingmischgüter erwarten darf. Der maximal angegebene Ausbauasphaltanteil entspricht dem aktuellen maximal möglichen Ausbauasphaltanteil, der technisch erreicht werden kann. Die Anteile der heutigen Norm sind gut geeignet, wenn es sich in einem Projekt um eine Kombination von Recycling und Niedertemperaturtechnologie handelt. In diesem Fall wird empfohlen, die Werte aus der Norm zu berücksichtigen. Die vielen Aspekte, die zu beachten sind, erfordern vom Asphaltproduzenten und der Baufirma, dass sie den gesamtheitlichen Prozess beherrschen.
Das Bestreben der verschiedenen Akteure der Plattform «Kies für Generationen» bestehend aus dem Kanton Zürich, den Verbänden und den lokalen Unternehmern ist, bestehende Gefässe auszuschöpfen und eine übersichtliche und einheitliche Handhabung in der Praxis zu erreichen, zu Gunsten einer effizienteren und ressourcenschonenderen Bauwirtschaft – einer Baustoffkreislaufwirtschaft.